MSD 40
RELIGION 12-2003
Warum feiern wir Chanukka?
Chanukka kennzeichnet die Befreiung der Juden
Palästinas von der Unterdrückung
durch die makedonischen Syrer im 2. Jahrhundert vor unserer
Zeit. Die Griechen versuchten, der jüdischen Bevölkerung
heidnische Riten
aufzuzwingen; Jehuda und seine vier Brüder Jochanan, Shimon,
Elieser
und Jehonathan, Söhne des Priesters Mattitjahu aus dem Hause der
Haschmonajim,
führten einen Aufstand gegen sie an. Dieser Aufstand erreichte
seinen Höhepunkt als König Antiochus VI., Epihanes von Syrien,
die Ausübung
der heiligen jüdischen Riten wie Beschneidung, Tempelrituale,
Einhaltung des Shabbat und das Studium der Tora untersagte. Die
entscheidende
Demütigung bestand darin, dass der Tempel in ein heidnisches
Heiligtum umgewandelt wurde.
Im Jahr 165 vor u.Z. gelang es den
Aufständischen,
die syrischen Armeen zu besiegen; danach wurde der Tempel von
unten bis oben gesäubert, gereinigt und neu geweiht. Man fand
einen kleinen
Ölvorrat, der den Leuchter acht Tage brennen ließ. »Chanukka«
bedeutet
»Neueinweihung«, »Wiedereröffnung«, das Fest wird acht Tage gefeiert und
an jedem Tag des Festes wird ein neues Licht (vor dem Licht des
Vortages)
entzündet. Am achten Tag erstrahlt die »Chanukkia«, der
Chanukkaleuchter,
im Glanz aller acht Lichter. Es ist Brauch, den »Dreidel«
kreisen zu lassen,
mit »Chanukkagelt« und Nüssen zu spielen und die traditionellen
Kartoffelpuffer
(Lattkes) und Krapfen (Sufganiot) zu verzehren. Die
angezündete Chanukkia soll möglichst an ein Fenster gestellt
werden, damit
»sie von außen gesehen werden kann, so dass das Chanukkawunder
öffentlich verkündet wird« (Donin, S. 267 f.). Die ganze Welt
soll teilhaben
am Wunder des Chanukkalichts und deshalb sollte der Leuchter
sichtbar
stehen.

Wie jeder jüdische Festtag hat auch Chanukka seine
typischen
Speisen. Man ißt ausgiebig und mit Appetit. Vor allem müssen in
Öl gebratene
Speisen auf den Tisch kommen, die an das Öl erinnern, das im
Tempel
gefunden wurde und für acht Tage reichte. Neben den Sufganiot
und Lattkes,
werden traditionell an Chanukka auch Käsegerichte gereicht. Sie
beziehen
sich auf ein anderes Ereignis aus jenen Zeiten, nämlich der
Erinnerung
an die Heldentat der schönen Judith, welche von Holofernes, dem
Feldhauptmann Nebukadnezars, begehrt wurde. Judith aber war
nicht nur
schön, sondern auch sehr klug. Sie setzte Holofernes gesalzenen
Käse vor
und nachdem er seinen großen Durst aus zahlreichen Bechern Wein
gelöscht
hatte und in tiefen Schlaf versunken war, schlug sie ihm das
Haupt
ab. Sie brachte es nach Jerusalem und zeigte es seinen Soldaten.
Die wurden
von Grauen erfasst und flohen bis auf den letzten Mann.
Wie werden die Kerzen gezündet? Wo sollen sie stehen?
Die Kerzen werden von rechts nach links in der Chanukkia ergänzt
(entsprechend
dem Hebräischen, das von rechts nach links geschrieben
wird). Dabei wird die neu hinzukommende Kerze zuerst angezündet
und
danach die anderen von rechts nach links. Hierfür wird die sog.
»Schamaschkerze
« (das Licht des »Dieners« an der Chanukkia) benutzt. Nur
diese zusätzliche Kerze kann und darf verwendet werden. Die
angezündeten
Chanukkalichter dürfen nicht für praktische Zwecke benutzt
werden,
wie etwa zum Lesen, zum Beleuchten eines Zimmers oder zum
Anzünden
einer Zigarette. Ursprünglich wurde das Licht an dem Haus- oder
Toreingang plaziert, der zur Straßenseite zeigt. Wer in einem
mehrstöckigen
Haus wohnt, stellt die Chanukkia zur Straßenseite ins Fenster,
damit
sie gesehen werden kann.
Warum sollten die Kerzen mindestens Stunde brennen?
Erklärt wird dies so, dass zu Zeiten, in denen es nicht üblich
war, Straßen
zu beleuchten, sich nach Einbruch der Nacht erfahrungsgemäß eine
halbe
Stunde später keine Menschen mehr auf den Straßen aufhielten.
Deshalb
sollen die Lichter mindestens noch in der Zeit brennen, in der
Menschen
sich draußen aufhielten, damit alle an dem Wunder des Chanukkalichts
teilhaben. Am Shabbat werden übrigens zuerst die Chanukkalichter
entzündet
und zwanzig Minuten später die Shabbatkerzen, damit beide
zusammen
noch mindestens zehn Minuten zusammen brennen.
Warum werden die Helden der Chanukkageschichte
»Makkabim« (Makkabäer) genannt?
Das Wort »Makkabi« ist ein Akrostichon* aus den
Anfangsbuchstaben
der hebräischen Wörter »mi kamocha ba-elim Adonai«, was
bedeutet:
Wer ist so groß wie Du, o Ewiger?«. Es gibt eine Theorie, die
besagt,
»Makkabi« sei der Kriegsruf der jüdischen Patrioten gewesen, die
165 gegen
die Syrer in den Krieg zogen. Eine andere Theorie geht davon
aus,
dass »Makkabi« das hebräische Wort für Hammer ist, abgeleitet
von
»makkab«. Jehuda, der Anführer des Aufstands gegen die Syrer,
erhielt
wegen seiner großen Kraft den Beinamen Makkabi.
Was ist ein Dreidel?
»Dreidel« ist der Name eines Kreisels mit vier Seiten, auf denen
jeweils
ein hebräischer Buchstabe eingraviert ist. Das Kreiselspiel
besteht darin,
dass jeder Spieler den Kreisel zum Drehen bringt und Punkte
erhält, die
nach dem Wert des Buchstabens der jeweils oben liegt, errechnet
werden.
Dreidel ist ein jiddisches Wort, das mit dem deutschen »Drehen«
verwandt ist. Die hebräische Bezeichnung lautet »sewiwon«, von
der
Wurzel »sawow« (drehen).
*Akrostichon: Hintereinander zu lesende Anfangsbuchstaben,
-silben oder -wörter aufeinander
folgender Verse, Strophen oder Kapitel, die ein Wort, einen
Namen oder einen Satz ergeben.
msd40 dez 2003 |